Religion als Projektionsfläche

Religion war und ist immer Projektionsfläche; nicht nur für die Gegner, sondern auch für die Anhänger der jeweiligen Religion.

Ob als Projektionsfläche für persönliche Hoffnungen, wie etwa das Gebet, das ein Wunsch ist, dessen Erfüllung von Gott erhofft wird, für persönliche, diesseitige und sehr männliche Wünsche, wie die Vielweiberei, für jenseitige Vorstellungen, man möge für alle Zeit in Frieden und Ruhe dennoch weiterleben (wie langweilig nach einigen tausend Jahren und noch soweit entfernt von der Ewigkeit), oder für handfeste diesseitige Bestreben nach Macht und Herrschaft, ohne das es die Eroberungskriege der islamischen Anfangszeit genauso wenig gegeben hätte, wie die Kreuzzüge.

Aber im Gegensatz zum Christentum, das durch die Jahrhunderte, zuerst durch die Revolution der Renaissance und in deren Folge -vermutlich am aller stärksten- durch die Aufklärung und weiter durch die unterschiedlichsten Wissenschaften immer weiter korrigiert, ja zurück gedrängt wurde, bis es Heute (vor allem in Europa, wo dies alles stattgefunden hat) nur mehr als Privatangelegenheit betrachtet wird, hat der Islam diese Sublimierungen nicht erfahren.

Der Islam, der als eine arabische Religion, zugeschnitten auf arabisches Stammesleben vor 14 Jahrhunderten, in alle Lebensbereiche einzugreifen bemüht war und sein „heiliges“ Buch, das im Gegensatz zur Bibel, lt. dem Koran selbst, direkt von Gott eingegeben und gerade deshalb für alle Zeit unveränderlich und für alle Zeit gültig zu sein hat, muss, selbst von den liberalsten Moslems, als einziger Glaube angesehen werden, dessen Lehren nicht angezweifelt, dessen Prophet nicht durch bildliche Darstellung und schon gar nicht durch Karikaturen von Ungläubigen „herabgewürdigt“ werden darf und dessen Feinde und daher „Ungläubige“ zu ergreifen und zu töten sind (s. Sure 4 [An-Nisa], Vers. 89: „Sie wünschen, daß ihr ungläubig werdet, wie sie ungläubig sind, so daß ihr alle gleich seiet. Nehmet euch daher keinen von ihnen zum Freund, ehe sie nicht auswandern auf Allahs Weg. Und wenn sie sich abkehren, dann ergreifet sie und tötet sie, wo immer ihr sie auffindet; und nehmet euch keinen von ihnen zum Freunde oder zum Helfer.„).

Dies wieder ein Zeichen dafür, das auch der Islam (und die Religionen überhaupt) keine universelle Gültigkeit haben, sondern orts- und zeitabhängig entstanden sind.

Gefährlich wird es allerdings, wenn dieselben Ideale, die vor 1400 Jahren in Arabien fortschrittlich gewesen sind, im 21. Jahrhundert überall auf der Welt durchgesetzt werden müssen, weil die Heilslehre des Koran universell gültig zu sein hat.

Dazu ein sehr kluger Kommentar

in der „taz“ von Deniz Yücel

http://www.taz.de/!152463/

 

 

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